Conny und seine Werkstatt

In Volkach an der Mainschleife besuche ich Conny Hügelschäffer.

 

Conny ist gelernter Drucker und seit 1974 auch Druckermeister. Im Jahr 1997 übernahm er die elterliche Buchdruckerei Hügelschäffer in Mainbernheim, die noch bis in die 90gerJahre im Buchdruck produzierte. Heute wird in der Druckerei noch immer gedruckt, allerdings im Offset- und im Digitaldruck. Inzwischen hat er den Betrieb an seinen Sohn übergeben und ist nur noch in Teilzeit involviert.

Das Material des Bleisatzes musste irgendwann aus den Räumlichkeiten in Mainbernheim weichen – der Platz wurde für neuere Produktionstechniken gebraucht. Conny hat es „gerettet“ und nach Volkach in eine ehemalige Schreinerei verbracht, wo er sich seinen Traum von einer kleinen historischen Druckerei verwirklicht hat. Sie ist ausgestattet mit einem Drucksaal und einem schönen, großen und hellen Satzraum. Den alten Bestand hat er ergänzt durch weitere Schriften, zwei Gally-Tiegel, einen Heidelberger Tiegel und eine Andruckpresse. Zusätzlich bietet ein „Polimero“ die Möglichkeit der autarken Klischeeherstellung.

 

Bevor Conny und ich ans Werk gehen und mit dem Druck eines Plakates beginnen, schlendern wir durch die Werkstatt und finden immer wieder neue Geräte, Werkzeuge und Materialien, zu denen es Interessantes zu berichten gibt:

Z.B. WabenfundamenteBisher kannte ich nur Magnetfundamente – ein Unterbau für Klischees, um diese auf Schrifthöhe zu bringen. Die Wabenfundamente erfüllen den gleichen Zweck, sind aber im Format sehr flexibel zu handhaben. Es sind wabenförmige (nicht magnetische) Einzelteile, die zu einem Ganzen zusammengesetzt werden können. Das Klischee wird dann aufgelegt und an mehreren Stellen mit einer Art Schließzeug verspannt. 

Dieses System ist äußerst praktisch, da du nicht mehrere Fundamente in unterschiedlichen Größen vorhalten musst, sondern jeweils die entsprechende Größe individuell zusammenstellen kannst.

 

Den Begriff „Kanalnuten“ hatte ich zuvor zwar schon mal gehört, konnte mir aber nichts darunter vorstellen. Conny hat es mir erklärt:

Beim Stanzen in einem Tiegel wird mit Stanzformen gearbeitet. Es handelt sich dabei um Holzplatten, auf denen Metallstege montiert sind. Je nach Form sind einige Stege stumpf und manche scharf wie Messer. Letztere schneiden das Material (Karton) durch und die stumpfen Stege quetschen es. So entsteht dort eine Rille, an der später gefalzt wird. Das „Gequetschte“ muss sich irgendwo hinquetschen können und hier kommen die Kanalnuten ins Spiel: sie nehmen die entstehende Rille auf. 

Ein Gally-Tiegel oder ein Heidelberger Tiegel bieten die Möglichkeit des Stanzens. Dabei ersetzt die Stanzform die Druckform. Anstelle des zu bedruckenden Papiers wird der bedruckte Karton eingelegt, der dann später z.B zu einer Faltschachtel werden soll. Unter diesen Karton werden die Kanalnuten standgenau geklebt. Beim Druckvorgang oder besser Stanzvorgang drücken dann die stumpfen Stege den Karton in die Rillen der aufgeklebten Kanalnuten. Die scharfen Stege schneiden (stanzen) den Karton und das Ergebnis ist die ausgestanzte Form mit Rillen, an denen der Karton leicht gefaltet werden kann. 

In einer Schublade finde ich eine Pappe, in die ein Logo eingeprägt ist. Es handelt sich um eine „Mater“: 

wenn von Druckstöcken hohe oder häufige Auflagen gedruckt wurden, oder auch mehrere Nutzen, wurde von den Original-Druckstöcken ein Duplikat hergestellt, damit das Original in guter Qualität erhalten werden konnte. Der Weg über die Mater war eine Möglichkeit dafür. Das Druckbild wird über eine Prägepresse in das Pappmaterial geprägt und dieses wird anschließend mit Blei ausgegossen. Es entsteht das „Stereo“ – ein Duplikat des vorhandenen Druckstocks.

Für die Herstellung eines „Galvanos“ – einem hochwertigeren Duplikat – wird die Pappmater zunächst eingraphitiert und dann in ein galvanisches Bad gehängt. Dort schlagen sich kleine Kupferpartikel auf der Mater nieder. Es bildet sich eine Kupferhaut, die dann mit Blei ausgegossen wird. 

 

Es gibt noch so viel mehr zu sehen: Steckschriften aus Holz, Glaspinsel zum Reinigen von Klischees, den perfekten Arbeitsplatz des Druckers, etliche Kästen gefüllt mit Stehsatz aus alten Zeiten, oxidierte Magnesiumklischees …

Da wir aber noch viel Arbeit vor uns haben heißt es jetzt: „Nun aber los…!