Tag 5 - Montag, 11.04.2022

Zu Beginn meines heutigen Berichtes möchte ich euch etwas von dem (vielen) zeigen, was Annette Dißlin geschaffen hat und vor allem möchte ich euch dringend empfehlen, ihren Internetauftritt zu besuchen, insbesondere diese Seite

http://www.papiergebunden.de/category/advent/

Hier könnt Ihr unglaublich viel über das Setzen, Drucken, Schriften und noch vieles mehr erfahren. So kommt auch Ihr in den Genuss der vielen spannenden Geschichten, die sie mir im Laufe dieser Woche erzählt hat: ein bewegtes Leben (im wahrsten Sinne des Wortes)!

 

Bevor ich heute das Kolophon fertig setze, stellt mir Annette zwei ihrer Künstlerbücher samt ausführlicher Erläuterungen vor.

Sie selbst kann am besten über ihre Werke berichten, also lest hier:

http://www.forkandbroompress.net/2017/08/29/wo-roter-mohn-tanzend-bluht/?lang=de

http://www.papiergebunden.de/2020/08/05/juli-2020/

http://www.papiergebunden.de/2020/11/02/mir-fehlt-ein-wort-das-kunstlerbuch-zu-kurt-tucholsky/

http://www.forkandbroompress.net/2017/08/17/kurt-tucholsky-mir-fehlt-ein-wort/?lang=de

 

Auf dem Weg zu meinem Arbeitsplatz zeigt mir Anette noch interessante Schriftkästen: „nur für Baryt“ beinhaltet Schriften, die ungebraucht, wie neu aussehen. Diese Schriften durften nicht in einer Presse gedruckt werden, in der sie eventuell abgenutzt werden konnten. Von dem Satz aus diesen Schriften wurde ein Baryt-Abzug erstellt und davon dann Klischees gefertigt. 

 

Das Fach für Stellquadrate beinhaltete neue, unbeschädigte Quadrate zum Einstellen des Winkelhakens auf die richtige Breite, z.B. 4 Stück 4 Cicero-Quadrate für eine Zeile mit der Länge von 16 Cicero. Wenn die Quadrate abgenutzt oder angeschlagen sind, ist eine korrekte Einstellung eventuell nicht mehr gesichert und die Zeilen können nicht korrekt ausgeschlossen werden, d.h. sie sind eventuell länger oder kürzer als die Regletten. Oder aber wenn mehrere Setzer an einem Werk arbeiten, kann es passieren, dass die Kolumnen am Ende nicht zusammen passen.

Annette und Günter haben sich übrigens auch selbst (Monotype-)Schriften gegossen, die sie mir heute auch noch zeigt. Monotype-Schriften erkennt man übrigens an der eckigen Signatur. 

http://www.papiergebunden.de/?s=monotype

Beim Setzen meines Textes muss ich feststellen, dass Reglette nicht gleich Reglette ist: Da gibt es welche aus leichtem Alumaterial und andere, die schwerer sind. Anette berichtet mir, dass sie sich die Regletten aus Alu hat herstellen lassen und diese leider ein kleines bisschen kürzer sind als das eigentlich geforderte Maß von 28 Cicero. Bei Regletten mit Signatur kannst du davon ausgehen, dass diese das korrekte Maß haben.

Für mich bedeutet das, dass ich die falschen Regletten austauschen muss und die Zeilen jeweils anpassen muss.

Ein Stelle in meinem Text will ich noch besonders herausstellen – das Ergebnis seht ihr später im Druck.

Bevor ich einen ersten Andruck von meinem Kolophon machen kann, muss ich erst noch den Satz von der Vorderseite vom Fundament abräumen. Ich bin ein wenig aufgeregt, weil ich auf keinen Fall etwas fallen lassen will. Aber Annette zeigt mir den richtigen „Griff“, sodass ich die Kolumnen sicher auf das Setzschiff zurück befördere, ohne sie ausbinden zu müssen.

Schnell noch das Blindmaterial verräumen und dann mein Kolphon aufs Fundament.

Wie zuvor wird gemessen und positioniert und ein erster Andruck gemacht. Heute entscheide ich mich für Tiefschwarz.

Im Andruck zeigen sich noch einige Fehler so z.B. eine „Hochzeit“, d.h. eine Stelle, an der ein Wort bzw. eine Passage doppelt gesetzt wurde.

Außerdem muss ich noch eine Passage umformulieren, da mir erst im Andruck klar wird, dass diese Stelle vom Leser nicht richtig verstanden werden könnte.

Kurz bevor wir mit der Auflage beginnen, bekommen wir noch Besuch von der Presse: Sonja Rohlfing hat von meinem Besuch bei Annette im Rahmen meiner Walz erfahren und wird für die Neue Westfälische einen Artikel darüber schreiben. Sehr schön!

Nun aber Endspurt: Auflage gedruckt! Die Bogen trocknen jetzt und sind morgen reisefertig. Ich muss morgen noch ablegen – diese Arbeit gehört auch dazu.

Bis dahin träume ich heute von Stegen und Quadraten.