Tag 3 - Mittwoch, 23.02.2022

Bevor wir heute in den Keller in die Druckwerkstatt abtauchen, zeigt mit Will noch zwei Werke von bisherigen „Walzenden“: 

Stefanie Wilde hat in ihrem Buch einige Seiten mit der „verlorenen“ Platte gedruckt. In dem abgebildeten Beispiel wurde zuerst die Gelbform gedruckt, dann wurde alles, was gelb werden sollte weggeschnitten und die Orangeform gedruckt und zuletzt der gleiche Vorgang mit der Schwarzform. „Verlorene Platte“ deshalb, weil die Druckplatte (Holzschnitt) am Ende „verloren“ also nicht mehr nachdruckbar ist.

 

Olivia Christen hat Linoldrucke gefertigt und diese in einer Kassette präsentiert, die im Querformat geöffnet wird. Jeder einzelne Druck ist umschlagen von einem Druck, der auf der linken Seite die Seitenzahl/Nummerierung in ganz besonderer Weise zeigt und auf der rechten Seite die Texte zur „Schöpfungsgeschichte nach dem Poopol Wuuj der Quiché-Maya

https://reise-der-steine.de/linolschnitte-maya/

 

Für den heutigen Tag haben wir uns vorgenommen, die restlichen Erstdrucke des BUNT-Plakates mit einem Irisdruck zu versehen. Es werden also wieder die Farben hervorgeholt und dazu heute noch das Deckweiß. Und das wiegt schwer! In der gleichen Dosengröße sind es beim Rot nur 1 kg und beim Deckweiß gleich 1,5 kg – einfach viel mehr Pigment.

Um den Irisdruck leuchtender und klarer aussehen zu lassen, bringen wir Deckweiß auf die gesamte Walze der Grafix. Dann legen wir den Bereich der Farben fest und positionieren jeweils eine kleine Menge grün, gelb und rot an die richtige Stelle. 

Wir stellen die Verreibung des Farbwerks an und nun mischen sich die drei Farben zu einem wunderschönen Verlauf. 

Würden wir das so weiterlaufen lassen, hätten wir sehr schnell ganzflächig ehr ein braun (weil sich alle Farben zusammengemischt haben) als einen Verlauf. Es heißt also: die Walzen dürfen sich nur so wenig wie möglich gegeneinander drehen. Da aber immer mal wieder Farbe auf die Buchstaben gebracht werden muss, bedarf es eines geschickten Umgangs mit dem Farbwerk. Die Walzen werden erst kurz vor dem Druckbild hinuntergelassen und direkt danach gleich wieder hochgestellt. Wenn aber zwischendurch die Verreibung nicht betätigt wird, wird an bestimmten Stellen der Walze die Farbe abgenommen und dieses Bild erscheint dann auch auf dem folgenden Druck. Das kann natürlich auch als Stilmittel genutzt werden.

So entstehen heute wiedermal wunderbare Unikate.

 

Ich habe mir gewünscht, noch eine „richtige“ Satzarbeit zu machen. Ich möchte mit dem Winkelhaken arbeiten, unterschiedliche Schriftgrößen verwenden und Linien verwenden.

Willi schlägt mir vor, den DIN-Entwurf für die Deutsche Buchstabiertafel umzusetzen, die dann als Walzkarte verschickt werden soll.

Ich entscheide mich für einen vierspaltigen Entwurf, so daß die Karte vom Empfänger dreimal gefalzt werden kann und im gefalteten Format in die Hemdtasche passt.

 

Für die Umsetzung wähle ich die Schreibmaschinenschrift in 10 Punkt und die Block in 20 Punkt. 

An drei Beispielen erstelle ich ein erstes Layout und wir drucken wieder mit Blaupausenpapier (wie genial!). Wir diskutieren den optimalen Stand und nun beginnt die Fleißarbeit: ich erstelle erst die einzelnen Blöcke mit Linien und Zeilenabständen und im Anschluß setze ich die einzelnen Wörter aus der Schreibschrift. Das Ergebnis ist wieder ein Block in ganzem Konkordanzschritt: 12 x 24 Cicero. 

Beim Ausschließen der Zeilen (nach dem gesetzten Wort wird die Zeile mit Füllmaterial = Ausschluß aufgefüllt) achte ich wieder darauf, dass direkt am letzten Buchstaben das kleinste und der Größe nach geordnet am Ende das größte Stück steht. Das verhindert nicht nur das Umfallen der Teile am Rand, sondern erleichtert auch das Ablegen des Blindmaterials.

Genau wie die Wörter aus der Schreibmaschinenschrift setze ich auch die großen Buchstaben auf volle Konkordanz. 

 

In der Zwischenzeit bedruckt Willi noch einige unserer BUNT-Plakate mit Lasurweiß und sie erhalten im Bereich des Wortes BUNT einen wunderschönen leichten Glanz und die Farben erscheinen noch ein wenig leuchtender.

 

Wir hinterlassen einen kleine Materialschlacht und ich freue mich schon auf morgen, wenn es weitergeht.