Tag 4 - Donnerstag, 24.02.2022

Zunächst einmal muss ich einen Fehler in meinen Ausführungen von gestern korrigieren: Willi hat die BUNT Plakate nicht mit Lasurweiß bedruckt, sondern mit Glanzdrucklack.

Außerdem zeige ich euch hier nochmal ergänzend zu gestern ein Bild zu dem Buch von Stefanie Wilde. Das Cover vom Buch „Vom schrägen Kauz“ und die Doppelseite mit dem Druck.

Antonia Heinze hat während ihrer Walzstationen einen Kalender mit Linolschnitten und ganz ausgefallenen Kalendarien gesetzt und gedruckt. Wenn du schon einmal im Handsatz gearbeitet hast, kannst du dir sicher vorstellen, wie aufwändig und kompliziert die Satzarbeit war. Das Ergebnis ist wunderschön!

Übrigens: für eine Kalendarium eines Monats benötigtst du z.B. 13 mal eine 1. So viele einsen sind ehr selten in einer Schrift vorhanden. Das schränkt die Schriftauswahl sehr ein.

 

Heute bringe ich den Satz der Buchstaben und die dazugehörigen Buchstabiertexte zusammen. Ein Weg wäre, die Setzschiffe aneinander zu stellen und einen Block vom einen auf das andere zu schieben, aber ich wage es und hebe die Buchstaben zu den Texten. Dabei kann ich gleich feststellen, ob ich gut ausgeschlossen habe (also mit Füllmaterial aufgefüllt) und ich muss hier und da noch einen halben Punkt einfügen. Bei der kleinsten Lücke rutscht ein Buchstabe heraus und alles fällt zusammen.

Ich baue erstmal alles zusammen in einen Block, unabhängig davon, was später in einer zweiten Farbe gedruckt wird.

Dazu setze ich noch die Überschrift in der Block, die allerdings für unser Kartenformat zu groß ist. Ich muss also umdisponieren und setze auch die Überschrift in der Schreibmaschinenschrift. Es gibt noch einige Rechnerei, damit die Abstände zueinander passen und dann können wir auch schon den ersten Korrekturabzug mit Blaupausenpapier machen. Darauf notieren wir noch ein paar Korrekturwünsche den Stand betreffend und wir legen fest, welche Teile in der zweiten Farbe gedruckt werden.

Nun beginnt die Fleißarbeit: ich muss für zwei Formen erstellen, also für jede Farbe eine. Das bedeutet, daß ich aus der Gesamtform die Elemente, die in einer Farbe gedruckt werden sollen, herausnehme und den frei gewordenen Raum „blank schlage“, also mit Material ausfülle, das die gleichen Abmaße hat, wie das entnommene. Das vorherige Arbeiten in ganzen Konkordanzen ist dabei wieder eine Arbeitserleichterung, aber trotzdem habe ich etwas geschwitzt.

Eigentlich möchten wir die zweite Farbe in Glanz auf grünem Papier drucken in der Hoffnung dass es so wirkt wie zuvor das BUNT auf grünem Papier. Dafür ist allerdings die Schrift zu klein und wir entscheiden uns für dunkelgrün auf grünem Papier. Auch das klappt nicht auf Anhieb: die Farbe ist noch etwas zu hell. Mehr Farbe, mehr Druck, weniger Unterlegpapier …

Ich erkenne mal wieder „eben schnell was drucken“ geht nicht. Es bedarf einiger Probedrucke bis das Ergebnis zufriedenstellend ist.

Aber immerhin passen die beiden Farbformen auf Anhieb zusammen (nur zwei klitzekleine Änderungen).

 

Als nächstes wollen wir die Schwarzform in Auflage drucken. Wir bauen beide Formen nebeneinander auf das Fundament, sodaß wir nach dem zweiten Druckdurchgang (mit der zweiten Farbe) nur die Formen gegeneinander verschieben müssen. Als Ergebnis haben wir dann eine Hälfte der Auflage schwarze Buchstaben und grüne Buchstabiertexte und die andere Hälfte grüne Buchstaben und schwarze Buchstabiertexte.

Und wieder machen wir einige Probedrucke bis das Ergebnis perfekt ist: einige Buchstaben müssen ausgetauscht und/oder unterlegt werden. Ich finde noch einen falschen Buchstaben (eine 1 in Düsseldorf statt einem l), ein kaputtes O und am Ende drucken die Linien zu sehr auf der Rückseite durch. Wir ändern die Dicke des Unterlegpapiers. Jetzt sind die Linien besser, aber die ersten beiden Reihen Buchstaben sind zu schwach. Willi klebt dort jeweils einen Streifen sehr dünnes Papier auf; nun ist die Unterlage zu dick.

Am Ende muss er das Unterlegpapier nochmal austauschen und ersetzt die dünnen Papierstreifen gegen Tesafilm: nun ist der Druck perfekt.

Jetzt heißt es ca. 90 mal zwei Schritte vor einen zurück: Auflage drucken.

Am Ende haben wir die erste Farbe fertig gedruckt und das kann jetzt erstmal trocknen. Für das sehr glatte Papier, Fedrigoni, 290 g Cocktail Mojito hat Willi das Folienschwarz gewählt, das auch recht schnell trocknet. Allerdings auch auf den Walzen! 

Nun noch schnell geputzt und aufgeräumt und morgen kommt der Endspurt.