Das Zurichten

Große Plakatschriften benötigen mehr Druck für ein gelungenes Druckbild als Bleischriften in kleinen Schriftgraden. Ebenso erfordern Klischees eine andere Druckstärke als Bleibuchstaben. Manche Druckstöcke sind ungleichmäßig abgenutzt und auch manche Schriften haben unterschiedlich abgenutzte Buchstaben. In diesen Fällen muss „zugerichtet“ werden.

Zurichten in Bezug auf den Buchdruck bedeutet, das die Stärke des Drucks verändert wird, um ein gleichmäßiges Druckbild zu erreichen.

Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen, abhängig von dem Druckmedium und der Druckform. So kann beim Drucken mit einer Andruckpresse die Druckform direkt im Fundament „unterfüttert“ werden, um den Druck zu erhöhen. Bei den großen Holzziffern ist das natürlich relativ einfach.

Wenn aber innerhalb einer Kolumne, gesetzt in einem kleinen Schriftgrad, ausgeglichen werden muss, so wird es schwierig, Teile davon anzuheben und zu unterlegen.

Auch Abbildungen, die ungleichmäßig stark abgedruckt werden, müssen differenzierter zugerichtet werden.

 

Im Fall der großen Ziffern haben wir zunächst kontrolliert, ob und wie gleichmäßig der Druck erfolgt ist. Dazu haben wir uns die Rückseite des Bogens angesehen. Dort konnten wir sehr gut sehen, wo zu viel und wo zu wenig Druck ausgeübt wurde. Danach ausgerichtet haben wir die Ziffer mit dünnem Papier (30 g) unterlegt. War insgesamt zu viel Druck auf der Ziffer, mussten wir einen Bogen aus dem Aufzug entnehmen. 

Mit Aufzug ist die Druckzylinderbekleidung gemeint. Sie besteht aus dem Tauenpapier und mehreren Bogen Karton bzw. Papier. Meist sollte diese gesamte „Bekleidung“ eine Dicke von 1,2 mm aufweisen, je nach Angabe an der Andruckpresse.

Näheres zum Thema Aufzug könnt ihr bei dem Bericht über meine 2. Station bei Annette Dißlin nachlesen.

https://dietyporeisende.de/the-fork-and-broom-press-tag-2/

 

Eine andere Art der (Ausgleichs)zurichtung erfolgt auf dem Zylinder direkt im Aufzug. D.h. möglichst weit unten (also möglichst auf einem Bogen, der dem Zylinder am nächsten ist) werden passgenau an vorgegebenen Stellen Papiere aufgebracht, die den Druck ausgleichen.

Um den Ausgleich an die passenden Stellen zu bekommen wird zunächst auf der Rückseite des Andrucks angezeichnet, an welchen Stellen korrigiert werden muss. 

Bereiche mit zu viel Druck erkennst du an der starken Schattierung und schneidest sie aus dem Andruckbogen heraus. Bereiche mit zu wenig Druck (zu schwaches Druckbild) werden auf Seiden- oder Florpapier übertragen, daraus ausgeschnitten und an die entsprechenden Stellen aufgeklebt. 

Dieser bearbeitete Andruck wird auf den Zylinder gewickelt und „abgenadelt“. Dazu benutzt du eine Druckerahle (siehe Foto) und stichst an beiden Rändern in den Andruck: mindestes 4 Stiche, immer paarweise und in einem größeren Abstand dann nochmal zwei Stiche und das an beiden Seiten. Der Stich muss rechtwinklig zur Zylinderachse erfolgen und soll möglichst durch alle Lagen des Aufzugs hindurchgehen, damit der Andruckbogen später an anderer Stelle im Aufzug passgenau platziert werden kann. 

Nun entfernst du den Andruck und positionierst ihn innerhalb des Aufzugs möglichst nah zum Zylinder. Zuvor schneidest du noch Keile in den Bogen, die zu den Nadelstichen passen. An der neuen Position des Bogens hat der Zylinder einen kleineren Umfang als vorher, aus dem Grund passen die Nadelmarkierungen nicht mehr und du musst den Bogen kürzen und das hintere Paar versetzen. Nun wird der Aufzug wieder montiert und erneut gedruckt.

Mit diesem Verfahren ist es möglich, Druckverstärkungen bzw. Abschwächungen an genau die richtigen Stellen zu bringen und ein ausgewogenes Druckbild zu erreichen.

 

Eine weitere Möglichkeit der Zurichtung ist die „Mechanische Kreiderelief-Zurichtung“: hierbei wird eine kreidebeschichtete Folie mit dem gewünschten Druckbild bedruckt. In einem Chlorbad werden durch die ätzende Wirkung von Chlor partiell Kreideschichten abgebaut und es entsteht ein Relief auf der Folie. Das entspricht dem aufgeklebten Seidenpapier bei der manuellen Zurichtung, ist aber wesentlich differenzierter. Damit war diese Art der Zurichtung optimal für den Ausgleich bei detailreichen Illustrationen und Fotos.

Conny hat über einen Gebrauchthandel Klischees für eine Weihnachtskarte erstanden, sogar mit passender MKZ.

Abschließend kann ich sagen: es braucht viel Zeit, die Druckform und die Presse so einzurichten, dass ich als Ergebnis einen perfekten Druck erziele.