Tag 2 - Dienstag, 26.07.2022

Dienstag, 26.7.

Heute morgen ist gute Stimmung in der Werkstatt: es läuft laute Musik, alle sind schon ganz geschäftig, demnächst kommen Besucher, die eine Führung gebucht haben. Dementsprechend wenig Zeit ist für mich. Christian hat aber noch kurz Zeit, mir das Ergebnis von Mr. Beam zu zeigen und mit mir zu besprechen, wie wir weiter vorgehen.

Mr. Beam ist der hauseigene Lasercutter. Er wird hier verwendet, um z.B. Prototypen für Verpackungen vorab zu schneiden und auszuprobieren, bevor die Form bei einem Stanzenmacher hergestellt wird. Mir hat Mr. Beam geholfen und über Nacht einen Ausschnitt aus dem Strukturbild für mein Projekt gelasert.

Ich bin semi-zufrieden mit dem Ergebnis, da im Druck auch Flächen gedruckt werden, die eigentlich nicht abgebildet werden sollen. Womöglich hat der Laser nicht tief genug gelasert.

Wenn er aber tiefer schneidet, gehen die feinen Linien verloren. Ich entscheide mich trotzdem, es so zu lassen und das gesamte Bild von Mr. Beam lasern zu lassen.

Während Christian die Besuchergruppe mit einer Menge Wissen über die Entstehung der jetzigen Spielkartenfabrik „füttert“, Maschinen vorführt und erklärt, beschäftige ich mich weiter mit dem Entwurf für mein „Schaum-Projekt“. Den Titel will ich vorerst nicht verraten, vielleicht kommt ihr ja mit der Zeit selbst darauf.

Zunächst baue ich am Computer einen groben Entwurf, den ich benötige, um mir eine Vorlage für meinen (allerersten!) Linolschnitt zu fertigen. Mit Hilfe von Pauspapier – auch Kohlepapier – übertrage ich ein seitenverkehrtes Bild auf die Linolplatte. Dann beginne ich damit, die Konturen mit einem feinen Linolschneidemesser nachzuarbeiten. Ich bin noch sehr unsicher mit dem Messer und habe Angst, mich zu verschneiden und damit alles zu verderben. Aber … es klappt ganz gut!

Zwischendurch schließe ich mich immer mal wieder der Führung an. Auch heute ist wieder „Mitmachen“ angesagt: ein Mädchen wird gleich eingespannt und darf das handgeschöpfte Papier aus der Presse holen und ordentlich für die weitere Trocknung und Lagerung ablegen. Sie ist so begeistert, dass sie gar nicht mehr aus der Werkstatt weg will. Übrigens: ab 12 Jahren dürfen Kinder hier in der Werkstatt einen Schülerjob machen. Wäre ich Kind, ich wäre jeden Tag hier!

An einer Mini-Druckstation mit „Drucknudel“ können sich die Besucher von Druckstöcken mit Abbildern von verschiedenen Fisch-Motiven Karten drucken.

Ich habe auch nochmal versucht, den Vorgang an dem Heidelberger Tiegel auf einem Foto festzuhalten, aber das ist mir leider nicht gut gelungen. Hier aber ein Bild, auf dem ihr sehen könnt, wie tatsächlich NUR EIN Bogen angesogen wird und eines auf dem der Flügel sich den Bogen „schnappt“ – verrückt! 

Wegen Krankheit und Urlaub ist das Museum gerade unterbesetzt und da Christian mit der Führung beschäftigt ist, gibt es niemanden, der anderen Besuchern ein Spiel verkaufen kann (alle in der Spielkartenfabrik hergestellten Spiele können hier erworben werden oder auch im OnlineShop der Spielkartenfabrik https://www.spiefa.de/shop).

Ich möchte helfen und lasse mir auf die Schnelle von Phillip (ein junger Mann, der gerade bei dem Kinderferienprojekt im Einsatz ist und sonst im Museum aushilft) die Verkaufsmodalitäten erklären und schon geht’s los. Ich hab was gelernt und konnte damit auch gleich ein paar Besucher glücklich machen. Das gehört zwar nicht direkt zu den Erfahrungen, die zur Walz für Handsatz und Buchdruck gehören, aber bereichernd allemal!

Auch das gehört zum Betrieb des Spielkartenmuseums: die Spiele werden nicht nur verkauft, sondern gleich vor Ort ausführlich erklärt. Und da die Spiele sehr begehrt sind, müssen die Regale aufgefüllt werden. Wenn dann aber der Vorrat an fertig zusammengestellten Spielen ausgegangen ist, muss auch dies zwischendurch mal erledigt werden.

Inmitten all dieser Geschäftigkeit fertige ich meinen Linolschnitt und am Ende des Tages ist sowohl mein handgeschnittener Linolschnitt als auch der lasergeschnittene von Mr. Beam fertiggestellt. Perfektes Timing!

Ich bin sehr gespannt auf morgen: wie geht es mit meinem Projekt weiter? Welche Menschen mit welchen Fragen kommen morgen ins Museum? Was werde ich morgen dazulernen?