Tag 2 - Dienstag, 18.07.2023

Der heutige Tag verläuft äußerst ruhig im Typorama. Im Gegensatz zu gestern bin ich heute allein mit Percy in der Werkstatt. Unser Vorhaben, das Plakat auf der Andreas-Hamm-Zylinderpresse zu drucken, muss leider noch warten.

Mein erster Auftrag für heute ist, die Texte für den Eindruck in vorhandene Gautschbriefe zu setzen. 

In der Schweiz werden unter anderem auch Polygraph:innen gegautscht und sie erhalten dann natürlich standesgemäß auch einen Gautschbrief

Ich lerne, dass es in der verwendeten Frakturschrift Walbaum Fraktur zwei r-Varianten gibt, die je nach vorhergehendem Buchstaben eingesetzt werden: ist dies ein Buchstabe mit einem geraden Abschluss, wird das gerade r eingesetzt, hat der vorhergehende Buchstabe einen runden Abschluss, so wird das runde r eingesetzt. Bei den Namen, die ich setze ist dies an einer Stelle nicht ganz eindeutig und ich muss nach Aussehen entscheiden. 

Ich wähle das runde r und auch Percy ist zufrieden mit meiner Entscheidung. 

Nun darf ich die Texte in die vorgedruckten Gautschbriefe eindrucken. Dafür ist eigens eine Andruckpresse eingerichtet, auf der nur diese Drucksache gedruckt wird. Das heißt für mich, ich muss nur jeweils zwei Zeilen austauschen. 

Nur noch Farbe auf die Walze und schon geht es los. Percy hat um diese Andruckpresse herum alles so eingerichtet, dass der Ablauf reibungslos funktioniert: Schließschüssel hängt griffbereit an einem Schrank und Spachtel und Farbe sind auch in Position. Alles sehr durchdacht.

Ruckzuck habe ich diesen Auftrag erledigt. Nun noch saubermachen und alles wieder ablegen.

 

Schon geht es weiter: 

für die Teilnehmer:innen eines Linotype-Einführungskurses müssen deren Namen in ein vorhandenes Zertifikat eingedruckt werden. Also erstmal wieder im Handsatz setzen. Wie immer, wenn ich in einer fremden Werkstatt arbeite, muss ich mich erstmal in ein neues Ordnungssystem einfinden – überall ist es anders. 

 

Es braucht etwas Zeit, bis ich die vier Namen gesetzt habe und ich einen ersten Korrekturabzug drucken kann. 

Extra für Korrekturabzüge in schwarz gibt es eine Andruckpresse, die dauerhaft Farbe auf den Walzen führt. Es ist eine schwarze Farbe ohne Trockenmittel und damit ist die Presse allzeit einsatzbereit. 

 

Ich erledige noch den Versalausgleich und bringe die Zeile auf den richtigen Stand. Damit ist auch dieser Druckauftrag zügig erledigt.

 

In der übrigen Zeit denke ich darüber nach, ob und wie ich mein eigenes Projekt realisieren kann. Dazu stöbere ich erneut im „Schriftenreigen“ und in den Satzkästen. 

Mal sehen, wie es morgen weiter geht.