Tag 3 - Parallel drucken mit Sebastian Speckmann

Mein Tag heute beginnt mit Koordinationsbesprechungen:

Sebastian Speckmannein Künstler aus Leipzig, will heute an der zweiten Andruckpresse seine Linolplatten drucken. 

http://www.sebastianspeckmann.de/

Wir überlegen, wie wir uns am besten bezüglich Zeit, Platz und vor allem der Trocknung arrangieren. Freundlicherweise holt uns Hans noch einen zweiten Stapeltrockner herbei, sodass es keine Probleme geben wird.

Sebastian hat eine Praktikantin und eine Hospitantin mitgebracht. Die Praktikantin ist für ein ganzes Jahr bei ihm; sie geht zur Fachoberschule Gestaltung. Toll, dass Sebastian sie für so einen langen Zeitraum bei sich aufgenommen hat – ich weiß, von manchen Schüler:innen hier in Braunschweig, dass es sehr schwierig ist, einen Praktikumsplatz zu finden.

 

Bevor ich mit meinem Druck anfangen kann, gehe ich mit Hans auf die Suche nach den passenden Farben. Mein Wunsch wären Cyan und Magenta, leider finde ich nur Cyan und ein Rot, das mir aber eigentlich zu braun ist. 

Ich stelle wieder einmal fest, welchen Luxus wir in der Typowerkstatt an der hbk in Braunschweig haben mit einem ganzen Regal, gefüllt mit sehr vielen Farbdosen!

 

Im nächsten Schritt platziere ich meine Buchstaben B und C. Diesmal dauert es etwas länger, weil ich zugegebenermaßen etwas abgelenkt bin. 

 

Immer wieder komme ich mit Sebastian ins Gespräch oder sehe ihm bei seiner Arbeit zu: 

Er druckt heute eine Serie von Linolschnitten, bei denen er eine besondere Technik angewendet hat. Bei dieser Technik werden beim Schneiden gerade geschnittene Linien unterbrochen/gestört und dadurch entstehen spannende Strukturen – fast wie ein Hologramm. 

Ich find‘s toll!

Sebastian erzählt mir über seine Arbeit, sein Arbeiten, seine Projekte und das Geld-Verdienen mit seiner Kunst. Er ist über ein Residenz- Stipendium zum Museum für Druckkunst gekommen. Trotz der Schließung wegen Corona, konnte er dort für mehrere Monate arbeiten und lernen. 

 

Nebenbei habe ich doch noch meine Buchstaben an die richtige Stelle platziert bekommen und meine Auflage mit der zweiten Farbe gedruckt. 

So richtig zufrieden bin ich nicht: trotz Zurichtung drucken die Buchstaben nicht gleichmäßig. Am besten gelingt der Druck mit richtig viel Farbe. Dadurch aber wird das Cyan eigentlich zu dunkel, um eine schöne Farbmischung mit dem Gelb zu erhalten. Das Gelb ist sowieso zu grünlich, was dem Farbmischeffekt auch nicht zugute kommt. 

Aus diesem Grund will ich bei dem dritten Druckdurchgang mit Magenta ein besseres Ergebnis erzielen. Das Rot, das ich bisher gefunden habe, wird nicht dazu beitragen. Also begebe ich mich nochmals auf die Suche nach einer Dose Magenta!

Ganz oben im Kleinen Drucksaal habe ich Glück: nach dem Durchstöbern aller kleinen Schränke, die dort an jeder Maschine stehen, finde ich tatsächlich, was mein Herz gegehrt!

Ich bin sehr glücklich: mit dieser Farbe bekommt mein Plakat hoffentlich noch den gewünschten Schwung! 

 

Im Vorbeigehen drucke ich mir noch einen Hund: an einem Boston-Tiegel ist dieses schöne Klischee für den Besucher in Startposition. Für mich ist es eine neue Erfahrung, an einem so großformatigen Tiegel zu drucken. Bisher habe ich nur an kleineren Tiegeln für Motive von einer Größe von ca. DIN A5 gearbeitet. Dieser hier kann Formate von ca. DIN A4 drucken und ist dementsprechend schwer in der Handhabung, macht aber dafür auch mehr Druck und ein wunderschönes Druckbild.

 

Im obersten Stockwerk sehe ich mir die Sonderausstellung „Buchdruckplakate“ von Dafi Kühne an. 

https://www.babyinktwice.ch/

Die Plakate hat er uns schon bei seinem Besuch in Braunschweig gezeigt und ich war schon damals beeindruckt von seiner Arbeit. 

Hier in Leipzig sind sie in einem großen Raum gesammelt, hängend präsentiert und Dafi‘s Produktivität und Vielseitigkeit wird hier noch viel deutlicher. 

In dem Raum vor diesem Ausstellungsraum sind einige seiner Druckplatten ausgestellt. Toll, die mal in „echt“ zu sehen. Außerdem läuft in hier auf einem großen Fernseher „The Dafi Kühne Printing Show“. Sie zeigt auf witzige Weise die Herstellung mancher seiner Plakate.

 

Am Ende meines Arbeitstages habe ich auch heute noch Zeit, meinen kleinen Text zu drucken. Schön!

Mit Hund und Text gehe ich nach Hause und bin sehr gespannt auf mein Druckergebnis morgen.